Die Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow zeigt die Jagd auf Osama Bin Laden.
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Programm
Originaltitel
Zero Dark Thirty
Regie
Kathryn Bigelow
Dauer
157 Min.
Kinostart
31.01.2013
DVD-Start
06.06.2013
Genre
Thriller
FSK
16
Produktionsland
USA
Cast & Crew
Jessica Chastain
Maya Lambert
Jason Clarke
Dan
Joel Edgerton
Patrick
Jennifer Ehle
Jessica
Mark Strong
George Alvarez
Kyle Chandler
Joseph Bradley
Édgar Ramírez
Larry
Mark Duplass
Steve
James Gandolfini
Leon Panetta
Harold Perrineau
Jack
Reda Kateb
Ammar
Stephen Dillane
National Security Advisor
Nash Edgerton
Nate
Chris Pratt
Justin
Redaktionskritik
Shoot to Kill: Kathryn Bigelows ebenso spannende wie dramatische Rekonstruktion der Suche nach Osama Bin Laden gilt in der Branche als heißer Favorit der diesjährigen Oscar-Verleihung
Wenn der Film beginnt, bleibt die Leinwand zunächst schwarz. Zu hören sind lediglich panische Notrufe aus dem World Trade Center vom 11. September 2001. Den Anblick der kollabierenden Türme erspart Regisseurin Kathryn Bigelow den Zuschauern. Aber viel mehr auch nicht. Schon wenig später gellen Schmerzensschreie und in den geheimen Camps der Amerikaner werden mutmaßliche Al-Kaida-Anhänger grausam misshandelt. Diese Szenen aus „Zero Dark Thirty“ sind besonders umstritten. Die einen beklagen, die Bilder würden suggerieren, man habe den Aufenthaltsort des Terrordrahtziehers Osama Bin Laden nur durch die Anwendung verschärfter Folter herausfinden können, die anderen schmähen Bigelow der Nestbeschmutzung. Ein Zivilisationsbruch ist es so oder so. Kathryn Bigelow selbst bedauert, dass in ihrem Film Folter vorkommt, aber die Wirklichkeit ließ ihr keine andere Wahl. Die brillante Jessica Chastain spielt die CIA-Agentin Maya, die geradezu obsessiv die Fahndung nach dem Al-Kaida-Anführer betreibt, obwohl sie jahrelang schwere Rückschläge erleidet und bei einem Selbstmordanschlag die einzige Kollegin verliert, mit der sie halbwegs befreundet war. Seelische Verletzungen, das vermittelt der Film überdeutlich, sind der geringste Preis, den dieses Würfelspiel des Todes fordert. Der Film ist in drei Abschnitte unterteilt. Der erste zeigt in extrem drastischen Bildern die Waterboarding-Foltermethoden und die gnadenlose Zermürbung der Gefangenen durch Schlafentzug und überlaute Rockmusik. „Wenn du mich anlügst, tu ich dir weh“, lautet die unzweideutige Ansage des CIA-Folterknechts Dan (Jason Clarke, zuvor mit Jessica Chastain in „Texas Killing Fields“ zu sehen). Und wer nicht spurt, wird für Stunden in eine hasenverschlaggroße Kiste gezwängt, ob die Knochen brechen oder nicht. Unwillkürlich werden Erinnerungen an die demütigenden Fotos des Abu-Ghraib-Folterskandals wach, die im Jahr 2004 um die Welt gingen. Akzeptiert oder kritisiert der Film die unmenschlichen Foltermethoden? Diese Frage bleibt bis zum Schluss offen. Überhaupt weigert sich der Film, eine klare moralische Haltung zu beziehen. Er liefert eine nüchterne Chronik der Ereignisse und überlässt die Bewertung dem Zuschauer. Im mittleren Teil wird im Stil einer Detektivstory die jahrelange Suche nach der Nadel im Heuhaufen beschrieben. Die Ermittlungen der CIA verlaufen oft buchstäblich im Sand, obwohl die entscheidende Spur längst in den Akten schlummert, ohne dass sie als solche wahrgenommen wird. Maya stöbert sie schließlich auf, doch ihre Vorgesetzten bleiben skeptisch. Allen voran der bärige CIA-Direktor („Soprano“-Familienvorstand James Gandolfini als Double von Leon Panetta) zweifelt an Mayas Fähigkeiten, was diese mit einem Oneliner auskontert, den man selten von einer Frau hört. Die letzten vierzig Minuten zeigen den Zugriff der Navy Seals auf das Versteck Bin Ladens im pakistanischen Abbottabad. Als die Hubschrauber abheben, ist noch immer unklar, ob es sich bei der ausgespähten Zielperson tatsächlich um den Terroristen oder nur einen Drogendealer handelt. Der Ablauf der „Operation Geronimo“ wird mit klinischer Präzision dargestellt. Obwohl wir alle den Ausgang der Mission kennen, gelingt es Bigelow, die Intensität dieses letzten Akts einer Menschenjagd auf höchstem Level zu halten. Die Tötung Osama Bin Ladens wird unspektakulär und fast beiläufig in Szene gesetzt. Dieser Moment wirkt umso stärker, weil ihm jegliches Pathos entzogen ist. Kathryn Bigelow und ihrem Drehbuchautor Mark Boal ist eine schwierige Gratwanderung gelungen, die bemerkenswert ausgewogen von den politischen und emotionalen Auswirkungen einer zuvor unvorstellbaren Tragödie erzählt. Wie weit darf ein demokratischer Rechtsstaat gehen, um sich selbst zu behaupten? Das ist die entscheidende Frage, die der Film aufwirft, und viele US-Kritiker vergleichen ihn daher durchaus treffend mit Alan J. Pakulas „Die Unbestechlichen“, der filmischen Aufarbeitung des Watergate-Skandals. Bigelow, die schon für ihren Irakkriegsthriller „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ hochgelobt wurde, legt erneut ein reifes Sternenbanner-Drama ohne patriotischen Schnickschnack vor. Ihr Film ist explosiv, traurig, authentisch sowieso, aber auch entschieden politisch – und eigentlich verdient er keine Sieger.
Fazit
Aufwühlender, spannender Politreport über die Tötung Osama Bin Ladens
Film-Bewertung
Zero Dark Thirty (US 2012)
Redaktion